Mit klaren inhaltlichen Positionen und einer neu gewählten Diözesanleitung endete am Sonntagnachmittag, 20. März, die Diözesankonferenz der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) – jedoch anders als geplant.       

„Die AfD bietet Rechtsextremen eine Bühne und distanziert sich nicht von menschenverachtenden Aussagen, bzw. nutzt diese ganz bewusst. Sie steht für eine Haltung und Weltanschauung, die wir als KjGler*innen ablehnen und der wir uns entschieden entgegenstellen“, heißt es im einstimmig beschlossenen Antrag „Wir wählen – Nicht die AfD“ der KjG-Diözesankonferenz vom Wochenende. Darin heißt es weiter: „Aus unserem Selbstverständnis als Jugendverbandler*innen stellen wir uns gegen rechtsextreme Positionen und verstehen den Kampf gegen rechts und den Einsatz für eine vielfältige Gesellschaft als unsere demokratische Pflicht. Eine passive Haltung gegenüber der AfD widerspricht dem.“ Damit folgt die KjG im Bistum Münster einem Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Wir widersprechen – weil wir glauben“. Neben dieser gesellschaftspolitischen Positionierung nahmen sich die Delegierten auch einer kirchenpolitischen Forderung mit der Überschrift „Für eine Kirche ohne Angst – #loveislove“ an. 

Grundlegende Reformen gefordert

„Queere Personen, das heißt Menschen, die sich nicht als heterosexuell und/oder nicht als cis-männlich oder cis-weiblich definieren, werden von der katholischen Kirche strukturell diskriminiert“, stellt die KjG fest und erklärt weiter: „Als Verband begreifen wir die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten als wertvollen Teil der göttlichen Schöpfung. Für uns ist es selbstverständlich, dass alle gleichberechtigt geführten Beziehungsformen gleichwertig sind, egal welches Geschlecht die Partner*innen haben.“ Damit stellt sich die KjG im Bistum Münster solidarisch an die Seite all derer, die durch die andauernde Diskriminierung der katholischen Kirche und ihrer Vertreter*innen Verletzungen erlitten haben. Selbstkritisch erklärt die KjG: „Uns ist bewusst, dass wir als KjG selbst Teil des Systems Kirche sind und dass wir es, trotz all unserer Kritik mittragen und stützen. Auch wenn wir uns um das Gegenteil bemühen, wurden und werden auch in unseren Strukturen noch immer Menschen diskriminiert.“ So hofft die KjG, dieser Diskriminierung entgegenwirken zu können und fordert von der katholischen Kirche eine grundlegende Reform der katholischen Sexualmoral, eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, eine Öffnung der Ehe und die Einführung eines Segensritus für alle. Einen eigenen Beitrag will die KjG dazu auch in Form der Benennung einer Ansprechperson für Betroffene von Diskriminierung sowie über die Einbringung der genannten Positionen in die Vertretungsarbeit auf verschiedensten Ebenen leisten.

Leitungsgremien neu besetzt

Neben diesen und weiteren Anträgen nahmen die Wahlen einen großen Punkt auf der Tagesordnung ein. So wurde auch die Diözesanleitung neu besetzt: Michelle Borgers und Timo Donnermeyer wurden neu in die ehrenamtliche Leitung des Verbandes gewählt und Lukas Färber und Ronja Hellmanns in ihren Ämtern bestätigt. Die Diözesanleitung wird außerdem um Stephanie Wieschus als neue Geistliche Leiterin ergänzt. Damit endeten die Amtszeiten von Johanne Grohnert als Diözesanleiterin und Barbara Kockmann als Geistliche Leiterin, denen die Konferenz herzlich dankte.

Zwischen den Diözesankonferenzen ist der Diözesanausschuss das höchste beschlussfassende Gremium der KjG. In dieses Gremium wählten die Delegierten nun Lena Busemeier, Sarah Frisse, Alexander Hoiboom, Johanne Grohnert und Anne Oberste Hetbleck. Verabschiedet wurden aus dem Diözesanausschuss Lars Winter und Jendrik Fauler. Weitere Positionen konnten im Wahlausschuss, im Sachausschuss Nachhaltigkeit sowie als Kassenprüfer besetzt werden.

Beifall für Entscheidung

Flexibilität bewies der Kinder- und Jugendverband in der Art der Durchführung seiner Konferenz: Am Freitagabend als Präsenzveranstaltung auf der Jugendburg in Gemen gestartet, musste die Konferenz am Samstagabend trotz strengem Hygienekonzept aufgrund einiger positiver Schnelltests vor Ort beendet und am Sonntagmorgen im digitalen Format fortgeführt werden. Besonders für Barbara Kockmann, deren Amtszeit als Geistliche Leiterin der KjG endete, keine einfache Entscheidung: „Ich hätte mir einen anderen Abschied gewünscht, aber es ist richtig, hier und jetzt die Zelte abzubrechen“, erklärte sie am Samstagabend kurz vor dem Beginn eines geplanten Gala-Abends gegenüber den Delegierten der Konferenz. Für diese Entscheidung, die sie gemeinsam in der Diözesanleitung getroffen hatte, aber besonders auch für ihre Arbeit in den vergangenen Jahren bekam sie dann auch kräftige „Standing Ovation“, bevor sich alle Konferenzteilnehmer*innen auf den Heimweg machten.

Mit der Aufnahme des Dritten Geschlechts in ihre Satzung und Diözesanordnungen setzte die Diözesankonferenz der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im Bistum Münster am Wochenende ein Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit.

Schon vor ihrer Diözesankonferenz, die am Wochenende digital stattgefunden hat, war die Geschlechtergerechtigkeit ein wichtiges Anliegen der KjG. Zusätzlich zur schon bisher gültigen geschlechterparitätischen Besetzung von Gremien und Ämtern wurden nun Stellen für Menschen geschaffen, die sich keinem binären Geschlecht zugehörig fühlen. Gleichzeitig hat die Diözesankonferenz die Geistliche Diözesanleitung von bisher zwei Stellen auf nun eine Stelle reduziert. Diese Stelle ist geschlechtsunabhängig zu besetzen.

Neben der Geschlechtergerechtigkeit zählt auch die Nachhaltigkeit zu den Schwerpunktthemen der KjG. Hier verabschiedete die Konferenz einen Antrag zum „Öko-Euro“, hinter dem eine zusätzliche Förderung für nachhaltige Ferienfreizeiten steht. Damit möchte die Diözesankonferenz ihren Pfarrgruppen Anreize schaffen, ihre Ferienfreizeiten noch nachhaltiger zu gestalten ohne sich dabei mit Problemen bei der Finanzierung auseinandergesetzt zu sehen. Der „Öko-Euro“ soll ab 2022 nach einem ausgearbeiteten Kriterienkatalog an die Ferienfreizeiten ausgezahlt werden. Weitere Anträge befassten sich mit der Verankerung der Prävention sexualisierter Gewalt in der Satzung, mit der Genehmigung einer neuen Satzung des Trägerwerkes der KjG und mit dem Termin der nächsten ordentlichen Diözesankonferenz, die vom 18. – 20. März 2022 stattfinden wird.

Ausschüsse und Delegationen neu besetzt

Spannend wurde es dann auch bei den Wahlen. In den Diözesanausschuss als höchstes beschlussfassendes Gremium zwischen den Diözesankonferenzen wählten die Delegierten folgende Personen: Jens Böse (KjG St. Antonius Vluyn), Michelle Borgers (KjG St. Marien Ochtrup), Jendrik Fauler (KjG St. Joseph Dülmen), Anna op de Hipt (KjG Friemersheim), Lennart Seeger (KjG Liebfrauen-Überwasser) und Lars Winter (KjG St. Antonius Vluyn). In den Sachausschuss Nachhaltigkeit wählten die Delegierten Hannah Böckenfeld (KjG Emsdetten), Michelle Borgers (KjG St. Marien Ochtrup), Lena Busemeier (KjG St. Dionysius Recke), Leonard Damhorst (KjG Telgte), Adrian Kapuschzik (KjG St. Dionysius Havixbeck) und Felix Schmeink (KjG Schillerstraße). Dem Wahlausschuss gehören seit dem Wochenende an: Michelle Borgers (KjG St. Marien Ochtrup), Kersten Drügemöller und Jonas Henke (beide KjG St. Cosmas/St. Damian Liesborn) und Rabea Martin (KjG St. Johann/St. Ludger Billerbeck). Außerdem wurde Lena Busemeier (KjG St. Dionysius Recke) in den Sachausschuss Digitalstrategie gewählt. Über die Ausschüsse hinaus fanden Wahlen zu Kassenprüfer*innen und für die Delegationen zur KjG-Bundeskonferenz und zur BDKJ-Diözesanversammlung statt.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

„Kinder und Jugendliche werden in den politischen Diskussionen in der Pandemie oft auf ihr Schüler*innen-Dasein reduziert. Die Jugendverbandsarbeit als Lern- und Lebensort junger Menschen wird vernachlässigt, ihre Bedeutung wird kaum wahrgenommen. Perspektiven für die Wiederbelebung des Verbandslebens fehlen“, bemängelt die Diözesanleitung der KjG im Bistum Münster in einem Statement. Diözesanleiter Lukas Färber sagt dazu: „Die Politik muss den Jugendverbänden auch vor Ort Perspektiven eröffnen. Die ehrenamtliche Arbeit muss mit ihrer großen Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wertgeschätzt und unterstützt werden“. Mangels dieser geforderten Perspektiven sah sich die Diözesanleitung gezwungen, im Rahmen der Diözesankonferenz das für Juli geplanten 50. Jubiläum der KjG sowie eine erlebnispädagogische Woche für Jugendliche abzusagen.